Release
Me&Mobi - Agglo
Radio, Print, Online
Herzlich Willkommen im Zeitalter des Post-Jazz und der eklektisch- dystopischen Science-Fiction!
Denkt man an zeitgenössisches Klaviertrio, gibt es Dinge, die einem mit Sicherheit nicht in den Sinn kommen: Techno, Japanischer Zeichentrick oder abgründige Science-Fiction-Szenarien. Das aber ist der Stoff, aus dem Me&Mobi ihr Zweitwerk ‚Agglo‘ geformt haben, auf dem sie ihren kraftvollen Sound mit einem Sammelsurium von Reminiszenzen an die Popkultur verweben. ‚Agglo‘ - eine Abkürzung für Agglomeration, Urbanisierung - ist ein instrumentales Album von ungeheurer Sogkraft mit minutiös gearbeiteten Details, das geradezu rabiat musikalische Allgemeinplätze und Genreklischees durchbricht.
Me&Mobi lassen das klassische Jazz-Klaviertrio mit der musikalischen Gegenwart zusammenprallen: sie modifizieren und erweitern ihr Instrumentarium (Klavier, Kontrabass und Schlagzeug) um ein reichhaltiges elektronisches Klangspektrum.
Das Material für ‚Agglo‘ entstand innerhalb von sechs Monaten im Proberaum, der zum Aufnahmestudio verwandelt wurde. Die Band hatte beschlossen, den üblichen Produktionsweg zu umgehen, wollte an der Musik schichtweise und kontinuierlich arbeiten, um so nach Lust und Laune experimentieren, revidieren, hinzufügen und verändern zu können. Ein für Jazzproduktionen reichlich unorthodoxer Ansatz. Aber er ermöglichte der Band ausgefallene Arrangements und eröffnete Freiräume, die normalerweise mit Live- Improvisation assoziiert sind.
Nicht nur die Arbeit an den Songs, auch die Bearbeitung der eigentlichen Klangsubstanz führte die Band zu dem Ergebnis einer wahrhaften Fusion von analogem, „natürlichem“ und elektronischen Sound. So gelang es ihnen, die Grenzen zwischen den scheinbaren Gegensätzen zu verwischen und sie zu einem großen Ganzen zusammenzufügen.
Die Band beschreibt ihre Musik als urban: stets raumgreifend und energetisch, und bisweilen düster und beklemmend. Dieselben atmosphärischen Inspirationsquellen sind auch bezeichnend für Genres wie Hip Hop und zahlreiche Ausläufer elektronischer Musik.Das gleiche gilt für den Free Jazz, der auch ein urbanes Phänomen ist. Tatsächlich bildete das Improvisationstalent der Band die Grundlage für den facettenreichen, ausgeklügelten Sound.
Schroffe klangliche Obskuritäten sind ein Merkmal vieler ihrer Kompositionen, so wecken zum Beispiel ein stark präpariertes Klavier und ein Synthesizer aus Sowjetzeiten Assoziationen an keuchende und defekte Maschinen, die ohne Erlösung einem stetig wachsenden Druck erliegen. Neben experimenteller Anleihen und einem leichten Anflug von cineastischer Melancholie ist ‚Agglo‘ ein treibendes, Beat-orientiertes Album, das den Hörer in der allgegenwärtigen Anonymität und Rastlosigkeit dieser Zeit in ein ersehntes Paralleluniversum führt.
Me&Mobi
Seit der Gründung 2013 ist Bern der Wirkungsmittelpunkt des Kollektivs, wobei Me&Mobi als „waschechte“ Berner Band aus einem Westschweizer und zwei eingewanderten Deutschen besteht. Auf ihrem Debüt „Halb Ton, Viertel Techno“ (2016, OH MY/contemplate) zelebrierte das Trio die furchtlose Fusion von Jazz-Trio mit Garagenband und begeisterte damit ihr Publikum während zahlreicher Tourneen in der Schweiz, Deutschland und Frankreich. Me&Mobi waren außerdem Finalist des ZKB-Jazzpreis’ 2015 und für den Bremer Jazzpreis 2016 nominiert.